Mittwoch, 4. April 2012

Von Ghana in die Elfenbeinküste

Da sich auch mein Visumsantrag für Liberia, den ich wie schon berichtet, in Accra eingereicht hatte, verzögerte, beschloss ich die Großstadt Accra Richtung Westen zu verlassen und ein paar Strandtage anzuhängen. Ich machte mich also auf den Weg nach Kokrobite, das ca. 30 km westlich von Accra liegt. Bisher hatte ich mich ja mit Beschreibungen und Empfehlungen für meine Unterkünfte zurückgehalten, da diese einfach nach dem Prinzip "je billiger, desto besser" ausgewählt wurden, und deshalb nicht erwähnenswert waren. In Ghana, das eine richtige Tourismusinfrastruktur hat, hat sich das geändert. Denn hier gab es nun Unterkünfte, die nach wie vor günstig waren, aber gleichzeitig viel auf angenehme Atmosphäre setzten. Eine solche Unterkunft hatte ich in Kokrobite bezogen: Big Milly's Backyard. Big Milly's wird von einem englisch-ghanaischen Pärchen geführt: Wendy und Seto - zwei sehr sympathische Menschen. Trotzdem war ich direkt nach meiner Ankunft in Big Milly's von der "location" nicht wirklich angetan. Der Grund dafür waren die europäischen Strandurlauber, die sich hier eingefunden hatten und nicht übers Raunzen hinauskamen, und das obwohl sie gar keine ÖsterreicherInnen waren (sondern hauptsächlich aus England, Deutschland und den Niederlanden). Also setzte ich mich mal an die Bar, bestellte ein Bier und tat so, als würde ich keine der Sprachen um mich herum verstehen.

Meine geliebte Big Milly's Bar (früh am Morgen)
Ja, und nach dem zweiten Bier auf nüchternen Magen verstand ich dann wirklich fast nichts mehr. Der positive Effekt war, dass ich mich langsam einzuleben begann. Gleichzeitig kamen an der Bar nun auch interessante Gespräche und Diskussionen zustande, abseits von "oh, mir ist soooooooo langweilig" oder "hier funktioniert aber auch gar nichts". Um die Mittagszeit verzog ich mich in mein Zelt, um den Nachmittag wieder nüchtern entweder schwimmend im Atlantik oder am Strand entlang joggend zu verbringen. Der Abend war dann absolut genial: Ich sicherte mir schon frühzeitig einen guten Platz an der gemütlichen Big Milly's Bar, die sich inzwischen als gemischt (sprich afrikanisch und europäisch besetzt) präsentierte und von wo aus ich dem nächtlichen Live-Reggae-Konzert lauschen durfte. Und so verbrachte ich dann die folgenden Tage zwichen Schwimmen, Joggen, Big Milly's Bar und gemütlicher Musik.

Kokrobite ist eigentlich ein traditionelles Fischerdorf, was man auch sieht, sobald man sich an den Strand begibt.
Von Kokrobite ging es dann wieder zurück nach Accra, um mein Visum für Liberia abzuholen. Mit den Visen für die Elfenbeinküste und Liberia in der Tasche begann nun mein eigentlicher Ghana-Aufenthalt. Vorerst ging es von Accra zurück nach Tema und über Kpong nach Peki, einem verschlafenen Nest in mitten der wunderschönen Volta-Region. In Peki fand ich wieder ganz zufällig eine richtig gemütliche Unterkunft, den Roots Yard, der so wie Big Milly's Backyard von einem englisch-ghanaischen Pärchen betrieben wird. Roots Yard und Big Milly's Backyard versprühen beide einen gemütlichen Rastafari-Flair. Außerdem besticht der Roots Yard mit seiner veganischen Küche, was eine willkommene Abwechslung zum ständigen Perlhuhnessen war.
Jacqueline und Bob, die Betreiber des Roots Yard in Peki
Von Peki ging es dann weiter Richtung Norden: Have, Kpandu, Worawora und Dambai. In Dambai setzte ich dann mit der Fähre über den Volta - auch wieder so ein Kindheitstraum, der in Erfüllung ging.

Überquerung des Volta (Dambai im Hintergrund)
Auf der Fähre über den Volta wurde ich von Kwabena, einem Handwerksschullehrer, angefragt, ob ich auch nach Tamale unterwegs wäre. Auf mein Kopfnicken hin schlug er vor, dass wir uns auf der anderen Uferseite gemeinsam ein Buschtaxi nach Tamale nehmen könnten. Ich zeigte dann kurz auf mein Auto und bot ihm an, dass er bei mir mitfahren kann, sofern es ihm nichts ausmachte, dass ich nicht die direkte Route nach Tamale fahren würde. Kwabena war einverstanden. Also fuhr ich mit meinem neuen Reisebegleiter wieder mal mitten durchs Nirgendwo. Vor allem die Strecke von Dambai nach Kpandae führte durch sehr abgelegene Dörfer. Nach Kpandae ging es weiter über Bimbila und Yendi nach Tamale. Ich genoss diese Fahrt sehr, da ich mit Kwabena einen lokalen Führer neben mir hatte, der mir die Geschichte der einzelnen Dörfer, die wir abfuhren, erzählte. Viele dieser Dörfer, die ich an diesem Tag bereiste, wurden in den 60er Jahren im Zuge des Akosombo-Staudammprojektes umgesiedelt. Kwabena schien die Fahrt auch zu genießen, da sie es ihm ermöglichte eine Gegend zu bereisen, die zwar gleich in der Nachbarschaft zu seinem Wohnort liegt, die er aber noch nie zuvor besucht hatte. Nach einem Kurzaufenthalt in Tamale ging meine Reise weiter über Yapei nach Damongo und dann über Larabanga zu meinem Hauptziel in Ghana, dem Mole Nationalpark. Ich verbracht insgesamt fünf Tage/Nächte im Nationalpark. Zwei davon im "Hauptquartier" in Mole und drei im Zelt im Herzen des Nationalparks, begleitet von  meinem "guide" Issah. Inzwischen wurde ich schon gefragt, was ich denn überhaupt noch in den Nationalparks suche, da ich ja eh schon die meisten Tiere gesehen hätte. Ich weiß auch nicht genau, was ich suche, aber ich kann auch meinem 500sten Elefanten zwei Stunden beim Fressen und Plantschen zuschauen. Und im Mole Nationalpark hatte ich das Vergnügen wieder viele Elefanten zu sehen.


Elefanten beim Plantschen in der Wasserstelle in Mole
Abgesehen von den Elefanten gab es noch weitere "Highlights": die sehr schönen Bleichböckchen, eine Tüpfelhyäne und eine unvergessliche Nachtfahrt. Obwohl die Nachtfahrten in Mole offiziell untersagt sind, konnte ich Issah dazu überreden eine Ausnahme zu machen. Die Nachtfahrt verlief relative ruhig und unspektakulär, abgesehen von Buschhasen und diversen Mäusen und Ratten. Plötzlich stand dann aber ein Stachelschwein mitten in meinem Scheinwerferlicht. Nachdem ich nun schon Stachelschweine in diversen Ländern in Afrika (Ost-, West- und Zentralafrika) gesehen habe, stelle ich die Behauptung auf, dass genau dieses Tier bei vielen Afrikanern zu einer direkten Aktivierung des Jagdtriebes führt. Und so schrie mich auch der Nationalparkführer Issah mit funkelnden Augen an und befahl mir das Stachelschwein sofort anzufahren. Da ich mich weigerte, schnappte er sich die Machete, sprang aus dem Auto und auf das Stachelschwein zu. Ich half insofern mit, als dass ich versuchte das Stachelschwein mit meinem Fernlicht zu "beleuchten". Das ganze spielte sich dann so ab, dass ich mitten durch die ghanaische Savanne fuhr, in meinem Scheinwerferlicht ein flüchtendes Stachelschwein verfolgt vom macheteschwingenden Jäger. Ich lachte mich halb tot, ob dieses göttlichen Schauspiels. Zusätzlich kamen genau jetzt alle möglichen Tiere zum Vorschein und, um meinen "guide" ein wenig zu ärgern, begann ich ihm, während er dem Stachelschwein hinterherjagte, Fragen zu stellen - immerhin war er nach wie vor mein Nationalparkführer, wenn gleich gerade in einer Doppelfunktion als Jäger: "Issah, schau die Antilopen hinten rechts, sind das Bleichböckchen oder junge Grasantilopen?". Issah unterbrach für wenige Sekunden seine Jagd, erklärte mir kurz, warum das Bleichböckchen waren und konzentrierte sich wieder auf sein potentielles Opfer. Nachdem das Stachelschwein mehr als 10 Minuten im Zick-Zack herumgelaufen war und Issah schon schwer angeschlagen, kaum mehr die Verfolgung aufrechterhalten konnte, setzte der Nager zu einem letzten Sprint an und verschwand für immer im afrikanischen Busch. Issah und ich brauchten einige Minuten, um wieder zu Atem zu kommen. Issah aufgrund seiner erfolglosen Jagd, ich, weil ich vor lauter Lachen kaum mehr Luft bekommen hatte. Und so fuhren wir zurück in unser Zeltlager, der eine um eine Beute ärmer, der andere um eine Beute (Geschichte) reicher.

Und wie schon in meinen vorangegangenen Blogs, hier die Liste meiner Sichtungen im Mole Nationalpark:

Säuger: Anubispavian (Papio anubis), Husarenaffe (Erythrocebus patas), Westliche Grünmeerkatze (Chlorocebus sabaeus), Buschhase (Lepus saxatilis), Gestreiftes Borstenhörnchen (Euxerus erythropus), Stachelschwein (Hystrix cristata), Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta), Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana), Warzenschwein (Phacochoerus africanus), Afrikanischer Büffel (Syncerus caffer), Buschbock (Tragelaphus scriptus), Kronenducker (Sylvicapra grimmia), Rotflankenducker (Cephalophus rufilatus), Bleichböckchen (Ourebia ourebi), Kob (Kobus kob), Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus), Kuhantilope (Alcelaphus buselaphus major), Pferdeantilope (Hippotragus equinus), sowie diverse Mäuse, die ich nicht bestimmen konnte.


Anubispavianjungtier (Papio anubis) auf seiner Mutter reitend
Buschbockweibchen (Tragelaphus scriptus) in der Nähe von Mole
Bleichböckchen (Ourebia ourebi) nicht unweit des Brugbani Camps
Drei junge, unbeaufsichtigte Wasserböcke (Kobus ellipsiprymnus) in der Nähe des Lovi-Flusses

Vögel: Graureiher (Ardea cinerea), Purpurreiher (Ardea purpurea), Kuhreiher (Bubulcus ibis), Mangrovenreiher (Butorides striatus), Wollhalsstorch (Ciconia episcopus), Hagedasch (Bostrychia hagedash), Gaukler (Terathopius ecaudatus), Kappengeier (Necrosyrtes monachus), Bandschlangenadler (Circaetus cinerascens), Sperberbussard (Kaupifalco monogrammicus), Salvadoribussard (Buteo auguralis), Doppelspornfrankolin (Francolinus bicalcaratus), Felsenrebhuhn (Ptilopachus petrosus), Helmperlhuhn (Numida meleagris galeata), Mohrensumpfhuhn (Amaurornis flavirostris), Blaustirn-Blatthühnchen (Actophilornis africana), Wassertriel (Burhinus vermiculatus), Braunstirnregenpfeifer (Charadrius forbesi), Grünschenkel (Tringa nebularia), Buschflughuhn (Pterocles quadricinctus), Waalietaube (Treron waalia), Röteltaube (Streptopelia vinacea), Erzflecktäubchen (Turtur abyssinicus), Halsbandsittich (Psittacula krameri), Mohrenkopfpapagei (Poicephalus senegalus), Schwarzschwanz-Lärmvogel (Crinifer piscator), Schildturako (Musophaga violacea), Spornkuckuck (Centropus senegalensis), Fleckenuhu (Bubo africanus), Schleppennachtschwalbe (Caprimulgus climacurus), Graukopfliest (Halcyon leucocephala), Zügelliest (Halcyon malimbica), Scharlachspint (Merops nubicus), Rotkehlspint (Merops bullocki), Zimtroller (Eurystomus glaucurus), Opalracke (Coracias cyanogaster), Senegalracke (Coracias abyssinicus), Baumhopf (Phoeniculus purpureus), Grautoko (Tockus nasutus), Nördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus), Goldscheitelwürger (Laniarius barbarus), Schwarzohrpirol (Oriolus auratus), Trauerdrongo (Dicrurus adsimilis), Geradschwanzdrongo (Dicrurus ludwigii), Purpurglanzstar (Lamprotornis purpureus), Gelbschnabel-Madenhacker (Buphagus africanus), Bergammer (Emberiza tahapisi), und viele weitere KBVs und KSVs.

Salvadoribussard (Buteo auguralis)
Manche "Birdwatcher" kommen nur wegen ihm in den Mole Nationalpark (und bekommen ihn dann trotz tagelanger Suche doch nicht zu Gesicht): Braunstirnregenpfeifer (Charadrius forbesi)
Ein Scharlachspint (Merops nubicus) beim Landeanflug

Bergammer (Emberiza tahapisi)
Reptilien: Nilkrokodil (Crocodylus niloticus), Siedleragame (Agama agama), Gelbkopf-Zwerggecko (Lygodactylus picturatus), Blauschwanzskink (Trachylepis quinquetaeniata).

Nach meinem Aufenthalt im Mole Nationalpark fuhr ich wieder zurück nach Larabanga und von dort über Sawla nach Bole. Es war geplant, dass ich von Bole nach Chache fahre, um dort in die Elfenbeinküste überzusetzen. Ich fand aber heraus, dass die Fähre in Chache, um den Schwarzen Volta zu überqueren, derzeit nicht einsatzfähig ist. Deshalb fuhr ich weiter in den Süden nach Wenchi, um von dort zum Grenzübergang nach Sampa zu fahren. Die Ausreise aus Ghana verlief genauso wie die Einreise in die Elfenbeinküste in Soko ohne Probleme. Von Soko ging es dann weiter nach Bondoukou, meinem ersten Zwischenstopp in der Elfenbeinküste. Ich lernte relativ schnell, dass ich mich wieder umstellen musste. Während Ghana sich als unglaublich freundliches und offenes Land präsentierte, waren die Ivorer bedeutend unzugänglicher, was natürlich ganz stark mir dem Bürgerkrieg/Unruhen der letzten zwei Jahre und auch mit der Rolle der Europäer während dieses Konflikts zusammenhängt. In diversen Diskussionen der letzten Woche durfte/musste ich dieses einseitige Eingreifen der Europäer in diesem Konflikt rechtfertigen oder zumindest erörtern - und das obwohl ich mich derzeit nur im Norden des Landes aufgehalten habe; sprich der Heimatregion jenes Mannes, der als Sieger aus diesem Konflikt hervorgegangen ist: Alassane Ouattara. Aber eben selbst die Anhänger Outtaras sind mit dem Verhalten der UNO und vor allem dem französischen Militär sehr "unglücklich". Die Tatsache, dass der Kontrahent, Laurent Gbagbo, inzwischen in Den Haag auf seinen Prozess wartet, scheint nicht wirklich zur Versöhnung der beiden Lager beizutragen - meinem Gefühl nach ist das Gegenteil der Fall. Was die Sache für mich besonders unangenehm macht, ist die Tatsache, dass ich die meisten dieser politischen Diskussionen nicht abends gemütlich in einer Bar führe, sondern in einer ohnehin immer sehr angespannten Situation bei den Polizeikontrollen. Das heißt, meine Polizeikontrollen laufen derzeit so ab, dass ich erst meine persönlichen Papiere und dann jene für das Auto vorzeigen und eben anschließend die Rolle Frankreichs in der Elfenbeinküste erklären muß. Zusätzlich hatte auf meiner bisherigen Reise noch kein Land - mit Ausnahme Nigerias - Polizeikontrollen in dieser Intensität vorzuweisen. Aber Probleme sind zum Lösen da und die Lösung des oben genannten Problems ist das Meiden von Hauptverkehrsadern. Also ging es von Bondoukou auf einer ziemlich "anspruchsvollen" Straße nach Nassian und von dort nach Kakpin - eines der Dörfer, von wo aus der Nationalpark Comoé betreten werden kann. Meinen Aufenthalt im Nationalpark Comoé hatte ich schon zuvor in Nassian mit der dort ansässigen Behörde des Wald- und Wasserministeriums besprochen. Im Zuge der Diskussionen musste ich leider feststellen, dass ein Großteil des Parks derzeit nicht zugänglich ist, weil seit Anfang 2010 weder Straßen, Brücken noch Unterkünfte in Stand gehalten wurden. Die Arbeiten zur Wiederaufnahme des Nationalparkbetriebs waren zwar in vollem Gange, aber eben bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Dennoch war zumindest eine Straße, nämlich jene von Kakpin nach Bania passierbar, und damit für mich die Möglichkeit gegeben, doch noch in den Nationalpark Comoé zu gelangen. Im Nationalpark musste ich dann leider feststellen, dass sich dort derzeit mehr Wilderer befinden, als Tiere, weshalb es für mich nicht so viel (wie ich es sonst gewohnt bin) zu sehen gab:

Säuger: Husarenaffe (Erythrocebus patas), Gestreiftes Borstenhörnchen (Euxerus erythropus), Graufßhörnchen (Heliosciurus gambianus), Große Rohrratte (Thryonomys swinderianus), Buschbock (Tragelaphus scriptus), Gemeiner Riedbock (Redunca redunca), Kob (Kobus kob), Kuhantilope (Alcelaphus buselaphus major), Pferdeantilope (Hippotragus equinus).


Auch wenn es nicht viel zu sehen gab im Nationalpark Comoé, so entdeckte ich doch meine ersten Riedböcke (Redunca redunca) meiner Westafrikareise
Vögel: Kuhreiher (Bubulcus ibis), Gaukler (Terathopius ecaudatus), Doppelspornfrankolin (Francolinus bicalcaratus), Felsenrebhuhn (Ptilopachus petrosus), Kafferntrappe (Neotis denhami), Waalietaube (Treron waalia), Nacktgesicht-Grüntaube (Treron calva), Röteltaube (Streptopelia vinacea), Palmtaube (Streptopelia senegalensis), Mohrenkopfpapagei (Poicephalus senegalus), Schwarzschwanz-Lärmvogel (Crinifer piscator), Schildturako (Musophaga violacea), Spornkuckuck (Centropus senegalensis), Graukopfliest (Halcyon leucocephala), Rotkehlspint (Merops bullocki), Grautoko (Tockus nasutus), Rauchschwalbe (Hirundo rustica), Elfennektarvogel (Cinnyris pulchellus), Schwarzohrpirol (Oriolus auratus), Trauerdrongo (Dicrurus adsimilis), Purpurglanzstar (Lamprotornis purpureus), Mozambikgirlitz (Serinus mozambicus), und viele weitere KBVs und KSVs.


Kafferntrappe (Neotis denhami)
Graukopfliest (Halcyon leucocephala)
Reptilien: Siedleragame (Agama agama), Brooks Halbfingergecko (Hemidactylus brookii).

Während meiner Nacht in Kakpin, also noch bevor ich den Nationalpark betrat, entdeckte ich noch eine zoologische Besonderheit. Ich hatte gerade eine Suppe auf meinem Campingkocher am Köcheln, als drei nicht weiter identifizierbare und wenig anschauliche Spinnentiere begannen um mich rumzuwuseln und auf mir hochzuklettern. Als ich dann im Schein meiner Taschenlampe (Strom gibt es in Kakpin nicht) die Cheliceren dieser Tiere sah, wusste ich, dass ich definitiv nicht gebissen werden möchte. Das Problem war aber, dass ich die Tiere ohne Taschenlampe nicht sehen konnte, was doch ein wenig unheimlich war, und mit der Taschenlampe die Tiere aber anzog, da sie versuchten innerhalb des Lichtkegels Insekten zu jagen. Ich stellte das Gas des Campingkochers ab und holte meine Kamera, denn hungrig war ich nicht mehr, dafür war dieses Mal mein Jagdfieber geweckt. Es dauerte fast eine Stunde bis ich endlich ein Foto hatte. Das Foto war deshalb wichtig für mich, weil ich vor Ort einfach nicht dahinter kam, um was für ein Spinnentier es sich handelte. Obwohl ich mich im Geiste von Kakpin nach Innsbruck begab, zurück in die Vorlesungen des ehrwürdigen Professors Konrad Thaler, seinerzeit der große Arachnologe an der Universität Innsbruck, versetzte, schaffte ich es nur wage mich daran zu erinnern, dass es neben den Klassikern wie Milben, Spinnen, Skorpione, Weberknecht auch noch so exotische Gruppen, wie Geißel-, Kapuzen- und Walzenspinnen gab. Mein Hirn konnte aber keine dieser Gruppen mit den Krabbeltieren vor mir assoziieren. Ja, und deshalb brauchte ich das Foto, um per Internet das Rätsel zu lösen: Ich hatte in Kakpin meine ersten Walzenspinnen gesehen:


Walzenspinne in Kakpin
Ich wurde erst kürzlich gefragt, ob ich schon kurz vorm "Durchdrehen" bin und wenn ich mir dann solche Geschichten nachträglich durch den Kopf gehen lasse, habe ich wahrscheinlich keine Berechtigung mehr, diese Frage zu verneinen! Aber wie auch immer, der Wahnsinn macht Spaß.

In Bania angekommen ging es leider vorerst zurück auf eine geteerte Straße und damit eine jener Straße mit den oben beschriebenen Polizeikontrollen. Das Ziel war Bouna, von wo die Fahrt immer an den Nationalparkgrenzen entlang von Saye über Téhini nach Kafolo führte. Auf dieser Strecke traf ich interessanterweise jenen Trupp, der vom zuständigen Ministerium abgestellt worden war, um den Nationalpark wieder befahrbar zu machen. Leider war ihr Truck steckengeblieben und da ich Ladekabel mitführe, konnte ich helfen die Batterie wieder aufzuladen und dabei nochmals die Situation des Nationalparks diskutieren.


Der "Straßenfreilegungstrupp" des Nationalpark Comoé
In Kafolo stieg ich dann in der Kafolo Safari Lodge ab, die einzige Unterkunft in der Nähe des Nationalparks Comoé, die noch existiert. Eine wunderschöne Anlage mit allem drum und dran (inkl. Swimmingpool), aber seit zwei Jahren ohne Gäste. Ich glaube, ich muss hier nicht beschreiben, wie ich von der Belegschaft angeglotzt wurde, als ich in der Empfangshalle stand: der erste Tourist seit zwei Jahren. Innerhalb der Lodge werden verschiedenste Vögel gehalten, unter anderem Strauße, denen ich großräumig aus dem Weg ging. Die Pfauen und Kronenkraniche hingegen waren mir egal, was sich dann aber als fataler Fehler herausstellte, da mich schon am ersten Nachmittag einer der Kronenkraniche attackierte.


Verschwörer unter sich - die Kronenkraniche der Kafolo Safari Lodge
Da Kafolo, am berühmten Comoé liegt, habe ich die Möglichkeit genutzt, diesen Fluss doch noch zu sehen  (im Nationalpark war es ja aufgrund der fehlenden Straßen nicht möglich).


Der Comoé
Waschtag für die Lobi-Kinder aus Kafolo (nur zur Information: Die Dioula-Kinder aus Kafolo haben ihren Waschplatz einige Meter weiter flussaufwärts. Diese paar Meter sind aber genug, um klar zu stellen, wer hier über wem steht)
Von Kafolo ging es dann über Nasian und Ferkéssédougou nach Korhogo, der drittgrößten Stadt in der Elfenbeinküste. In Korhogo durfte ich dann nach einem imposanten Sandsturm den Beginn der Regenzeit miterleben. Mit dem Regen habe ich ab jetzt einen neuen Reisebegleiter, der viele Straßen in Westafrika zu einer noch größeren Herausforderung machen wird, als sie ohnehin schon sind. Die nun kommenden Straßen werden mich von Korhogo über Man und Tai nach Tabou führen, wo ich versuchen werde einen Weg nach Liberia, oder genauer gesagt nach Harper, das an der Atlantikküste liegt, zu finden. In Harper beginnt dann ein neues Abenteuer auf der Suche nach befahrbaren Straßen Richtung Monrovia.

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